Rückblick 2024

Menschen dann wieder in ein friedliches Leben zurückfinden? Wann und wie kann mit dem Wiederaufbau begonnen werden? Und wann können Kinder wieder gefahrlos zur Schule gehen und Familien für die Zukunft planen? Diese Fragen stellen sich insbesondere auch die Organisationen der humanitären Hilfe. Nach dem Sturz des Assad-Regimes ist die Not in Syrien weiterhin groß und der Bedarf an Nothilfe immens. Der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, betonte im Dezember 2024, nun sei der Zeitpunkt gekommen, mit gezielten Projekten die kritische Infrastruktur im Land wiederaufzubauen, um den Menschen eine Perspektive zu eröffnen: „Zerstörte Wohnungen müssen dringend repariert, Gemeinschaftszentren aufgebaut sowie Trinkwasser- und Stromversorgung gesichert werden“. Die aktuelle Fortführung kriegerischer Auseinandersetzungen aber gefährdet diese Zielsetzung eines nachhaltigen Wiederaufbaus. Zivilisten und Kinder schützen Voraussetzung für eine Rückkehr ins zivile Leben ist insbesondere, dass die Menschen wieder in Sicherheit leben können. Doch immer wieder aufflammende Kämpfe und die Kriegsfolgen erschweren auch den sozialen und kulturellen Wiederaufbau ganz erheblich. Leider hat sich diese Entwicklung, bei der Kriege in dauerhafte bewaffnete Konflikte übergehen, die ihrerseits in erneute Kriege münden, in den vergangenen Jahren noch verschärft: Weder in Syrien noch in Mali, Niger, Libyen oder Sudan ist wirklich Frieden eingekehrt und ein nachhaltiger Wiederaufbau möglich. Für die betroffenen Bevölkerungen bedeutet dies ein Leben in ständiger Gefahr und Sorge. „Schätzungen Kinder vor dem Grauen der Kriege schützen Im November 2024 besuchte ich eine Gesundheitsstation nahe der sudanesischen Hafenstadt Port Sudan. 45 lebensbedrohlich mangelernährte Kinder teilten sich dort die nur 15 verfügbaren Betten. Die Kinder waren so schwach, dass sie buchstäblich um ihr Überleben rangen. Mütter berichteten von unvorstellbaren Gräueltaten, wochenlanger Flucht und extremen Hunger. Ob im Sudan, in der Ukraine oder im Gazastreifen – die Auswirkungen bewaffneter Konflikte auf Kinder haben im Jahr 2024 ein verheerendes Ausmaß erreicht. Jedes sechste Kind weltweit lebt in einem Konfliktgebiet. Schwere Kinderrechtsverletzungen sind auf einem Höchststand. Und immer öfter missachten Konfliktparteien eine der wichtigsten, eigentlich selbstverständlich erscheinenden Grundregeln des Krieges: den Schutz von Kindern. Trotz enormer Herausforderungen steht UNICEF gemeinsam mit seinen Partnern weiter an der Seite der Kinder – ganz gleich, wo sie sich befinden. So ist es UNICEF und seinen Partnern beispielsweise im Gazastreifen gelungen, rund 600.000 Kinder unter zehn Jahren gegen Polio zu impfen, nachdem das Virus dort festgestellt wurde. Im Sudan, wo die Hilfe aufgrund der Gewalt eine enorme Herausforderung darstellt, wurden rund 340.000 lebensbedrohlich mangelernährte Kinder behandelt. Fest steht: Kindheit im Krieg – das darf niemals das neue „Normal“ unserer Zeit werden. Kinder zu schützen und zu unterstützen, dafür müssen wir uns alle gemeinsam stark machen. Das Überleben von Kindern hängt davon ab. CHRISTIAN SCHNEIDER Geschäftsführer UNICEF Deutschland Endhaltestelle Krieg: Ein im TigrayKonflikt zerstörter Schulbus auf der Straße zwischen Mekelle und Adigrat in Äthiopien. © Sebastian Haury | Caritas international 6 Aktionsbündnis KATASTROPHENHILFE

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