Rückblick 2024

Liebe Leserinnen und Leser, werden Kriege und Katastrophen zur Normalität? Diese Frage stelle ich mir, wenn ich auf das Jahr 2024 zurückblicke. Das Ausmaß der Krisen weltweit war so immens, dass man fast zu diesem Schluss kommen könnte. Aber wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, denn hinter jedem Konflikt, hinter jeder Krise verbergen sich unzählige Schicksale, die mit Tod, Hunger und großer humanitärer Not verbunden sind. Viele Krisen finden in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr statt. Nur noch die großen Ereignisse schaffen es in die Schlagzeilen und in das Bewusstsein. Vielleicht auch das ein Indiz dafür, dass die schiere Zahl an Krisen zu groß ist, um darüber berichten zu können. Tatsächlich ist das Ausmaß an Katastrophen 2024 enorm groß gewesen. Die finanziellen Kosten waren laut Münchener Rück, die als größter Rückversicherer der Welt die Kosten von Katastrophen erfasst, seit 1980 nur zweimal höher als 2024. Insbesondere Wetterkatastrophen wie starke Wirbelstürme, Dürren und Überschwemmungen, ausgelöst oftmals durch den globalen Klimawandel, haben weltweit – auch in Europa und Nordamerika – für riesige Schäden gesorgt. Das größte Gefährdungspotential durch Naturkatastrophen tragen laut Weltrisikoindex 2024 allerdings die Menschen im Globalen Süden. Die Philippinen, Indonesien, Indien, Kolumbien, Mexiko, Myanmar und Mosambik werden am häufigsten von Katastrophen heimgesucht. Und auch die Zahl der Kriege bleibt hoch. Im vergangenen Jahr wurden weltweit insgesamt 27 Kriege und bewaffnete Konflikte geführt, so die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) der Universität Hamburg. Während über die Kriege in der Ukraine oder in Nahost regelmäßig und teils ausführlich berichtet wird, bleiben die Konflikte in vielen anderen Regionen allzu oft unerwähnt. Wir widmen uns in diesem Rückblick des Aktionsbündnisses Katastrophenhilfe solchen Krisen, über die selten berichtet wird, in denen die beteiligten Hilfswerke gleichwohl wichtige humanitäre Hilfe leisten. Wir blicken auf Hilfsprojekte in Mosambik (S. 12), Sudan (S. 15) und Südsudan (S. 13). Und wir gehen dabei den Fragen nach, welche Herausforderungen die humanitäre Hilfe in Kriegsgebieten zu bewältigen hat, wie sie dabei ihre Neutralität bewahren kann und warum die Gefahren auch für die Helferinnen und Helfer selbst immer größer werden (S. 4 ff). Nicht zuletzt unsere Partner und Unterstützer machen es möglich, dass humanitäre Hilfe auch unter sehr schwierigen Bedingungen geleistet werden kann. An dieser Stelle gilt mein Dank daher dem ZDF für die Zusammenarbeit und die Unterstützung unserer Spendenaufrufe. Ebenso „Ein Herz für Kinder“ – BILD hilft e.V., mit deren Hilfe wir zusätzliche Projekte fördern konnten. Und vor allem möchte ich mich bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, im Namen aller beteiligten Hilfswerke und der Menschen, denen wir zur Seite stehen konnten, sehr herzlich danken! Ihr Dr. Oliver Müller Vorsitzender des Aktionsbündnisses Katastrophenhilfe und Leiter von Caritas international VORWORT 3

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