Rückblick 2024

Kodok ist eine kleine Stadt im Südsudan. Für Tausende Menschen, die vor Krieg, Hunger und Gewalt aus dem benachbarten Sudan fliehen, wird sie dieser Tage zur letzten Hoffnung. Sie erreichen die Stadt nach wochenlanger Flucht – erschöpft, hungrig und traumatisiert. Inmitten dieses Chaos bietet die Kirche Halt. „80 Prozent der Flüchtlinge sind katholisch“, erklärt Dominic Raj. „Sie vertrauen der Kirche.“ Raj, Entwicklungshelfer des indischen Ordens „Daughters of Mary Immaculate“, leitet in Kodok ein von Caritas international unterstütztes Flüchtlingsprojekt. Seit 2021 arbeitet er in der Region. Die Lage ist prekär: „Als ich ankam, lebten hier 3000 Familien. Heute sind es 12.000 – aber es gibt nur ein Gesundheitszentrum und zwei Schulen“, berichtet er. Viele Geflüchtete kommen aus dem Sudan, wo seit April 2023 Kämpfe zwischen Armee und Milizen toben. Auch Südsudanesen, die einst dorthin flohen, müssen nun zurück. Sie haben Angehörige verloren, sind krank oder unterernährt. Frauen berichten von Missbrauch, Familien vom Verlust ihrer Lebensgrundlage. Trotz großer Not leisten Raj und sein Team umfassende Hilfe: In 20 Dörfern rund um Kodok versorgen sie über 12.000 Menschen mit Nahrungsmitteln, medizinischer Betreuung und Beratungsangeboten. Aktuell entstehen Flüchtlingsunterkünfte, die mehr als 1.000 Menschen Obdach bieten. Neben Soforthilfe liegt der Fokus auf Selbsthilfe. Das Team schult Geflüchtete im Ackerbau, verteilt Saatgut und Werkzeuge. Erste Familien konnten bereits aussäen. Auch die aufnehmende Bevölkerung wird unterstützt, um Spannungen zu vermeiden. Ein zentrales Anliegen bleibt die Bildung. „Viele Eltern bitten uns, Lehrer zu finanzieren, damit ihre Kinder zur Schule gehen können“, sagt Raj. Noch fehlt das Geld, aber das Ziel ist klar: den Kindern nicht nur Schutz, sondern auch eine Zukunft zu geben. Was bleibt, ist Hoffnung. „Die Menschen spüren, dass wir sie begleiten. Wir geben nicht nur Nahrung – wir geben Hoffnung“, sagt Raj. © Philipp Spalek | Caritas international SÜDSUDAN ZUFLUCHTSORTE INMITTEN VON KRIEG UND HUNGER Auch bei der Soforthilfe im Südsudan setzen Caritas international und ihre Partner vor Ort auf Hilfe zur Selbsthilfe. 13

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